Peter Kensok ist wingwave-Coach mit ISO-zertifizierter Ausbildung und Online-Coach nach den TÜV-Nord-spezifizierten Standards des renommierten Besser-Siegmund-Instituts, Hamburg. |
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Glücksmomente
Verantwortung abgeben können ist Teil der Verantwortung
»Ich gebe mir hier und jetzt die Erlaubnis, stolz darauf sein, durch meine Energie das Miteinander der Menschen auf eine nachhaltige Weise fördern zu können! Dank meiner Kreativität und Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen, leiste ich einen wertvollen Beitrag zu der Entwicklung von Gemeinschaften. Gemeinsam lernen wir dabei, achtsam miteinander umzugehen und Verantwortung für unser Wohn- und Arbeitsumfeld zu übernehmen. Auch wenn ich meine »Projekte« einmal übergebe und offiziell damit abschließe, bleiben sie Teil meiner kreativ gestalteten Welt – und ich gehöre weiterhin dazu.«
Michaela (25)
Als Michaela den Raum betritt, verändert sich schlagartig die Energie. Sie ist definitiv keine Person, die man als introvertiert bezeichnen würde. Ihre Haarfarbe und ihre Kleidung sind auf eine exotische Weise bunt. Ihre Stimme ist unüberhörbar. Michaela bewegt sich durch den Raum, als wenn er ausdrücklich für sie geschaffen worden wäre.
Manche Teilnehmer weichen erschreckt zurück. Andere gehen neugierig auf sie zu. Michaela polarisiert. In der Vorstellungsrunde stellt sie sich als kreative, hoch motivierte, unabhängige Person vor. Sie arbeitet ehrenamtlich an Schulen und saniert als Streetworker und Stadtteilsanierer ganze Viertel ihrer Heimatstadt.
Michaela ist erst 25 Jahre alt. Trotzdem wundern sich manche Teilnehmer, dass wegen ihrer bisherigen Lebensleistung nicht schon ganze Straßenzüge nach ihr benannt worden sind. Michaela legt auf diese Art der Anerkennung keinen Wert. Sie lacht über diesen Kommentar des Teilnehmers.
»Genau das ist mein Problem«, entschuldigt sie sich. »Ich bin dermaßen in meinen Aktivitäten gefangen, das ich den Werbemodus nicht mehr abschalten kann. Ich platze vor Energie. Und doch bin ich nie wirklich stolz auf das, was ich tue. Mir kommt es immer zu wenig vor. Am Ende des Tages bedauere ich, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Es gibt soviel zu tun, dass ich damit auch mit 100 Jahre noch nicht fertig wäre.«
Es kommt häufig vor, dass Menschen von ihrem eigenen Erfolg überfordert sind. Manche Therapeuten sprechen dann vom Syndrom des »einsamen Cowboys«:
Wieder einmal hat der einsame Cowboy für Frieden in der Stadt gesorgt und alle Banditen verjagt. Die Bewohner wissen, dass der Cowboy wiederkommen wird, wenn sie sich nicht an die Regeln halten. Aber sie sind auch froh, dass er den Ort endlich verlässt. Sie schauen ihm ebenso dankbar wie erleichtert nach. Das ist dann auch die finale Kameraeinstellung, an die wir uns erinnern werden: der Cowboy auf seinem Pferd von hinten.
Michaela fällt auf, dass sie gerne stolz wäre auf das Erreichte. Dann könnte sie sich auch mehr über die nächsten, größeren Herausforderungen freuen. Es sei ihr persönlich wichtig, mit den Aufgaben zu wachsen. Sie liebt ihre Kreativität bei der Suche nach Lösungen. Dabei ist sie besonders achtsam, wenn es um die Bedürfnisse der betroffenen, anderen Menschen geht. »Ich sehe an meinem Werteprofil, dass ich jedoch überhaupt nicht achtsam mit mir selbst umgehe. Ich kann Menschen motivieren und meine Energie mit ihnen teilen. Aber zu oft bleibt für mich selbst danach nichts mehr übrig«, sagt Michaela.
Sie setzt auf ihre To-do-Liste, dass sie mehr Verantwortung abgibt, damit sie sich eher aus den Projekten zurückziehen kann. Sie müsse auch nicht alles selbst tun. Es reiche vollkommen, dass sie sich als Moderatorin der Prozesse engagiert. Weiter steht auf ihrer Liste, dass sie ein ehrliches Tagebuch über ihre schwachen Momente führt. Sie möchte sich nicht weiter für unzerstörbar halten, sondern an ihren Schwächen wachsen.